Verreisen mit einer Krebserkrankung – gut geplant ist halb erholt
Eine Krebsdiagnose bedeutet nicht zwangsläufig den Verzicht auf eine Urlaubsreise. Im Gegenteil: Ein Tapetenwechsel kann Körper und Seele guttun. Dennoch sollten einige wichtige Punkte beachtet werden, um die Reise sicher und erholsam zu gestalten.
1. Ärztliche Rücksprache vor Reiseantritt
Vor jeder geplanten Reise sollte unbedingt die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt konsultiert werden. Dabei geht es insbesondere um:
- die Einschätzung der allgemeinen Reisefähigkeit,
- mögliche Risiken während einer laufenden Therapie (z. B. Chemotherapie oder Strahlentherapie),
- die Flugtauglichkeit bei Fernreisen,
- notwendige Impfungen oder Reiseprophylaxen.
In bestimmten Fällen kann eine ärztliche Bescheinigung über die Reisefähigkeit oder für die Mitnahme spezieller Medikamente notwendig sein.
2. Reiseapotheke und Medikamentenmitnahme
Eine gut ausgestattete Reiseapotheke ist für Menschen mit Krebs besonders wichtig. Sie sollte enthalten:
- regelmäßig eingenommene Medikamente in ausreichender Menge,
- Schmerzmittel,
- Medikamente gegen Übelkeit, Durchfall und Verstopfung,
- ggf. ein Antibiotikum nach vorheriger Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin.
Wer Medikamente einnimmt, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen (z. B. bestimmte Schmerzmittel wie Morphin), benötigt eine ärztliche Bescheinigung. Für Reisen in Schengen-Staaten gibt es ein standardisiertes Formular.
🔗 Reisen mit Betäubungsmitteln – BfArM
Achten Sie darauf, alle regelmäßig eingenommenen Medikamente im Handgepäck und in der Originalverpackung mitzuführen. Ein schriftlicher Medikationsplan ist ebenfalls hilfreich.
3. Wahl des Reiseziels: Sicherheit geht vor
Bei der Wahl des Reiseziels sollte sorgfältig geprüft werden, ob im Notfall eine geeignete medizinische Versorgung gewährleistet ist. Empfehlenswert ist:
- Adressen von Arztpraxen oder Krankenhäusern am Urlaubsort zu recherchieren,
- aktuelle medizinische Unterlagen (z. B. Arztbriefe, Befunde) als Kopie mitzunehmen,
- einen übersetzten Medikationsplan (möglichst in Landessprache oder Englisch) mitzuführen.
Tipp: Übersetzungs-Apps oder ein internationaler Patientenausweis können hilfreich sein.
4. Gesundheitsrisiken minimieren
Menschen mit Krebs befinden sich oft in einem geschwächten Allgemeinzustand. Einige Therapien führen zu einer höheren Empfindlichkeit gegenüber äußeren Belastungen. Zu beachten sind:
- UV-Empfindlichkeit: Besonders bei bestimmten Chemotherapien ist ein hoher Sonnenschutz (LSF 50+) zwingend erforderlich.
- Thromboserisiko: Bei Langstreckenflügen besteht ein erhöhtes Risiko. Eine Thromboseprophylaxe (z. B. durch Kompressionsstrümpfe oder Heparinspritzen) sollte vorab ärztlich besprochen werden.
- Belastung durch große Hitze, körperliche Anstrengung oder Menschenmassen möglichst vermeiden.
5. Rechtliches: Krankgeschrieben in den Urlaub?
Viele Arbeitnehmende fragen sich: „Darf ich verreisen, wenn ich krankgeschrieben bin?“ Die Antwort lautet: Ja – unter bestimmten Voraussetzungen.
Wichtig ist:
- Die Reise darf dem Genesungsprozess nicht widersprechen – eine Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt ist daher unerlässlich.
- Während des Urlaubs muss weiterhin eine gültige Krankschreibung (AU) vorliegen. Damit es zu keinen Problemen beim Krankengeldbezug kommt, ist es sinnvoll den Urlaub während der AU unbedingt auch mit der Krankenkasse vorab zu besprechen und genehmigen zu lassen.
- Eine offizielle Mitteilung an den Arbeitgebenden ist nicht verpflichtend, kann aber in Einzelfällen sinnvoll sein.
6. Gut informiert und entspannt reisen
Mit der richtigen Vorbereitung kann eine Reise – trotz Krebserkrankung – eine wertvolle Kraftquelle sein. Viele Patient:innen berichten, dass der Tapetenwechsel positive Effekte auf ihr Wohlbefinden und ihre Psyche hat.
Wenn Sie unsicher sind, ob und wie eine Reise in Ihrer aktuellen Situation möglich ist, sprechen Sie uns gerne an. Wir beraten Sie vertraulich, kostenfrei und individuell.
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Fazit
Eine Urlaubsreise mit Krebs ist möglich – aber eine individuelle Einschätzung und gute Vorbereitung sind unerlässlich. Wer gesundheitliche Belastungen realistisch einschätzt und auf Risiken vorbereitet ist, kann auch während oder nach einer Krebsbehandlung neue Kraft und Lebensfreude schöpfen.
Hinweis zur Verantwortung
Dieser Text ersetzt keine ärztliche Beratung. Bei allen Fragen zu Reisen mit einer Krebserkrankung sollte immer der Kontakt zur behandelnden Praxis oder Klinik gesucht werden.
Quellen und weitere Infos:
🔗 Krebsinformationsdienst – Mobil trotz Krebs
🔗 Deutsche Krebsgesellschaft – ONKO Internetportal – Urlaub als Krebspatient
🔗 DGHO – Patientenratgeber Thrombose und Krebs
🔗 Verbraucherzentrale – Krankgeschrieben in den Urlaub
🔗 FORUM-Verlag – Urlaub während Krankschreibung: Was gilt laut Arbeitsrecht?